Carper in USA


 

(Erkenntnisstand von 8.6.2022)

In den USA gibt es eine Familiengruppe Carper, die mit einiger Wahrscheinlichkeit mit meinem Forschungsgebiet zusammenhängt.

Diese Familien lebten an der Ostküste, in Pennsylvania, Maryland und Virginia. Sie führen ihren Ursprung auf einen Mann zurück, der 1732 nach Amerika kam. Er wird in der Schiffsliste als Pfälzer (Englisch: Palatine) geführt.

Meine Informationen über den Aus- bzw. Einwanderer habe ich aus der oben abgebildeten Buchseite, die eine Salina Carper ihrem „Family Tree“ in den „Öffentlichen Stammbäumen“ in Ancestry beigefügt hat.

Die Seite stammt aus einem Buch, das ein Ahnenforscher/eine Ahnenforscherin geschrieben hat. Den Namen des Autors/der Autorin sowie den Titel des Buches habe ich noch nicht ermitteln können.

 

Die Angaben in dem Text über die amerikanische Seite scheinen mir zuverlässig.

Der Mann hat in eine Liste seinen Namen eigenhändig eingetragen: „Niklas Körper“. In seinem weiteren Lebenslauf hat er offenbar eine Karriere durchlaufen, die einigermaßen gut dokumentiert ist. Entweder er selbst oder erst seine Nachkommen änderten den Namen in Carper, d.h. sie ersetzten den deutschen Namen durch einen ähnlich klingenden englischen. „Carper“ bedeutet wörtlich „Nörgler“. Dass dabei die ursprüngliche Bedeutung des Namens verloren ging, kümmerte niemanden.

Da man auch die Möglichkeit gehabt hätte, anstelle von Carper Carver zu wählen, haben wir hier schon ein wichtiges Indiz – ein Argument für unsere Diskussion – vorliegen. Diese Wahl verträgt sich mit meiner Annahme, dass der Einwanderer aus einer der Cörper/Körper-Familien stammte. Ich meine ausschließen zu können, dass sein richtiger Name Körber, Körwer oder ähnlich lautete.

 

Nun zu der deutschen Seite des Rätsels um diesen Mann. In dem Text wird die Behauptung aufgestellt, er habe aus Unter-Ostern im Odenwald gestammt. Die Gemeinde ist auch heute noch sehr klein und man tut sich schwer, sie auf einer Straßenkarte vom Odenwald zu finden. Der Ort liegt nahe bei Reichelsheim im hessischen Teils des Odenwalds.

Eine Begründung für diese Annahme, auch nur den Versuch einer solchen, sucht man allerdings vergebens. Offenbar spürte der Autor, dass der Bezug zu Unter-Ostern auf schwachen Füßen steht und hat erst gar keine Begründung versucht. Allenfalls die Erwähnung der späteren Ehefrau des Mannes könnte man als Andeutung einer Begründung verstehen. Vielleicht kann man nachweisen, dass sie aus Unter-Ostern stammte. Daraus schlussfolgerte man, dass auch der Mann von dort herstammen könnte. In Unter-Ostern gab es damals offenbar eine Familie, deren Name im Kirchenbuch mit „Körber“ wiedergegeben ist. Alles nur Vermutungen meinerseits. Der Text macht dazu keine klare Aussage.

Da ich im Lauf meiner Forschungen einen einigermaßen vollständigen Überblick über die Namensvorkommen in der damaligen Zeit (1690-1740) gewinnen konnte, kann ich klar sagen: ein Namensvorkommen Körper/Cörper im Odenwald ist dabei nie aufgetaucht.

Ein weiteres Argument, das gegen Unter-Ostern spricht, ist die territoriale Zugehörigkeit. Unter-Ostern gehörte, wie man in Wikipedia nachlesen kann, zur Grafschaft Erbach. Das in dem Text erwähnte Kirchenbuch war lutherisch, was sich auch damit verträgt. Unter-Ostern gehörte gerade nicht zur Kurpfalz und die Einwohner waren nicht reformiert. Somit müsste man annehmen, dass der Einwanderer kein echter Pfälzer war, sondern sich entweder als ein solcher ausgab oder fälschlicherweise so bezeichnet wurde.

In dem Text wird er klar mit einer reformierten Kirche in Verbindung gebracht, er war sogar Kirchenältester. Dies passt gut zu der Annahme, dass wir es hier mit einem Kurpfälzer zu tun haben.

 

Wenn man nun auf die deutsche Seite schaut, muss unser Ziel sein, Kandidaten für den Auswanderer zu finden.

Sein Profil könnte lauten: Er wanderte 1732 nach Amerika aus und machte dort über Jahre hin eine Karriere. Er dürfte bei der Überfahrt wenigstens 20 Jahre alt gewesen sein, andererseits aber auch nicht zu alt. Nehmen wir 20 bis 30 Jahre als wahrscheinliches Alter an. Das in dem Text angegebene Alter seiner späteren Frau (19 oder 23 Jahre) lässt sich damit gut vereinbaren. Es spricht eher für ein Alter von 20 bis 25 Jahren.

Somit ergibt sich ein Geburtsjahr von frühestens 1702 und spätestens 1712, wahrscheinlich dürfte es bei 1708 gelegen haben.

Sein Vorname lautete Niklas, auch Johann Nicolaus oder Johann Nickel kann man sagen.

Der Mann war kurpfälzischer Untertan und von reformierter Konfession.

Sein späterer Verbleib ist unbekannt.

 

Im Zeitraum 1690-1740 gab es im kurpfälzischen Gebiet folgende Namensvorkommen: (Die Orte bezeichnen den Ursprung der Gruppe.)

1. Langenthal

2. Boos

3. Mölsheim

4. Ottersheim

5. Veldenz

6. Steinsfurt

Falls es daneben noch weitere Familien unseres Namens gab, kann man sie hier vernachlässigen. Es könnte sich dabei nur um sehr kleine Vorkommen handeln, sonst hätte ich sie bemerkt.

 

Langenthal

Hier wurde am 29.08.1708 ein Johann Nickel Cörper geboren, über dessen späteren Verbleib ich nichts herausfinden konnte. Die Taufe steht im Kirchenbuch Monzingen. Laut Kirchenarchiv Boppard besteht bei der Überlieferung der Konfirmationen eine Lücke von 1701 bis 1750. Das Fehlen des Konfirmationseintrags ist deshalb ohne Aussagewert. Die anderen Aufzeichnungen sind vollständig.

Boos (Geburt in Weinsheim)

Nicht in Boos selbst, sondern in Weinsheim wurde am 13.03.1704 ein Kind gleichen Namens geboren. Die Konfirmation im Jahr 1717 ist ebenfalls dokumentiert. Hier fehlen allerdings die Beerdigungsregister vor 1725, so dass dieser junge Mann zwischen 1717 und 1725 gestorben sein könnte.

Mölsheim

Die Mölsheimer Gruppe habe ich nicht gründlich erforscht. Meine Daten sind lückenhaft. Einen Kandidaten, der sich unmittelbar anbieten würde, kenne ich nicht.

Ottersheim

Der Ottersheimer Stamm ist gründlich genug erforscht, um sagen zu können, dass hier kein Kandidat existiert, der unseren Bedingungen genügt. Allerdings beginnen die Kirchenbücher erst 1706, so dass eine passende Geburt in den Jahren davor nicht auszuschließen ist. Der Name Nicolaus kommt am Ende des 17. Jahrhunderts vor, allerdings nur ein einziges Mal, später aber nicht mehr.

Veldenz

In der kurpfälzischen Exklave an der Mosel habe ich den Namen Nikolaus oder ähnlich nicht gefunden. Die Familiengruppe ist sehr klein.

Steinsfurt

Von dem Namensvorkommen in diesem Ort, der heute zu Sinsheim gehört, habe ich irgendwo erfahren, besitze aber keine detaillierten Kenntnisse, die bei unserer Kandidatensuche hilfreich sein könnten.

 

F a z i t :

Zum gegenwärtigen Forschungsstand haben wir zwei Kandidaten, die mit dem Auswanderer identisch sein könnten, einer wurde 1704, der andere 1708 geboren. Da ich oben das Geburtsjahr auf etwa 1708 eingegrenzt habe, würde man eher dem 1708 Geborenen den Vorzug geben. Aber das ist als Argument zu schwach.

Ein weiteres Argument könnte die Namensschreibung liefern.

Vom Vater des 1704 Geborenen, Hans Wilhelm Cörper, liegt ja, wie ich im Zusammenhang mit dem Booser Stamm dargelegt habe, eine eigenhändige Unterschrift vor. Er hat ohne Zweifel seinen Namen „Cörper“ geschrieben. Das Gleiche würde ich dann auch von seinem Sohn erwarten.

Wie die Schreibtradition beim Langenthaler Stamm war, weiß ich nicht. Außer den Kirchenbucheinträgen habe ich nichts gefunden. Dort findet man mehrheitlich „Cörper“ und das habe ich dann auch für alle Familien übernommen.

Die beiden Taufeinträge kann man sich bei Ancestry ansehen:

Der von 1704 steht im Kirchenbuch von Weinsheim (Deutschland > Weinsheim > Bild 103), der von 1708 im Kirchenbuch von Monzingen (Deutschland > Monzingen > Bild 65).

In beiden Fällen steht dort „Johann Nickel“ und der Vater heißt Cörper mit Nachnamen.

Zum Schluss sehen wir uns die Vornamen an, die das Ehepaar seinen Kindern gegeben hat. Ich verwende hier die deutsche Namensform.

Friedrich

Beim Langenthaler Stamm tritt dieser Name nur ein einziges Mal auf (1738), allerdings nicht in Langenthal, sondern in Roxheim.

Beim Booser Stamm gibt es den Namen erst ab 1800. Gleiches trifft auch auf den Ottersheimer Stamm zu. Dieser Name taugt hier nicht zum Argumentieren.

Johann Andreas

Beim Langenthaler Stamm gibt es keinen Andreas. Beim Ottersheimer Stamm taucht der Name erst nach 1800 auf. Beim Booser Stamm werden wir dann fündig: Der Weinsheimer hatte sowohl einen Onkel als auch einen Bruder mit Namen Andreas.

Johann Jacob

Beim Langenthaler Stamm gibt es nur einen einzigen Jacob, geb. 1718 in Roxheim. Beim Ottersheimer Stamm kommt Jacob häufig vor, allerdings erst ab 1747. Beim Booser Stamm kommt Jacob ebenfalls häufig vor. Der Weinsheimer hatte nicht nur einen Bruder und einen Cousin, die Jacob hießen, sondern sein Großvater hieß ebenfalls so. Der Name ist einfach zu häufig, als dass er uns ein Argument liefern könnte.

Nicolaus

Auf diesen Namen bin ich weiter oben schon eingegangen. Der Sohn könnte einfach nach seinem Vater benannt worden sein.

Maria Margaretha

Dieser Mädchenname kommt generell so häufig vor, dass er uns keinen Hinweis liefern kann.

Von diesen Namen könnte nur Johann Andreas einen Hinweis auf das verwandtschaftliche Umfeld darstellen, aus dem der Einwanderer stammte. Und da spricht er für Weinsheim.